Arbeiten im Freizeitpark mit Andrea: Diakonin im Europa-Park

Und weiter geht es mit der neuen Reihe auf freizeitparkstories: Arbeiten im Freizeitpark. Dieses Mal mit der lieben Andrea, die seit zwei Jahren als Diakonin und Seelsorgerin im Europa-Park tätig ist. Wie abwechslungsreich ihre Arbeitstage sind, welche Attraktionen sie besonders gerne im Europa-Park fährt und vieles mehr, erfahrt ihr hier.

Hej Andrea! Vielen lieben Dank für deine Zeit. Dann starten wir doch gleich mal.

ERZÄHL EIN WENIG VON DIR 🙂

Meine Eltern haben immer gesagt: „Du brauchst keinen Freizeitpark. Geh in die Natur, da kannst du viel bessere Abenteuer erleben!“ Da wir im Schwarzwald, direkt neben dem Wald gelebt haben, habe ich mich an den Ratschlag gehalten. So war ich im Jahr als Eurosat eröffnet wurde ein erstes und einziges Mal im Europa-Park. Dann erst wieder Jahre später, als ich, nach meinem Studium der Religionspädagogik/Sozialen Arbeit, angefangen habe in Lahr zu arbeiten. Auf diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass ich meinen Vorgänger, Martin Lampeitl, erst einmal für etwas verrückt gehalten habe, als er meinte, ich sei genau die Richtige für seine Nachfolge, wenn er sich in den Ruhestand verabschiedet. Zum Glück hat er nicht locker gelassen und ich bin nun hier und liebe mein Arbeitsfeld. Trotzdem fühle ich mich immernoch neu in der Welt der Freizeitparks und des Europa-Park. Ich freue mich immer, wenn ich „Insider“ treffe, die mich ein bisschen mitnehmen und mir ein weiteres Stück des Zaubers der Freizeitparkwelt zeigen.

Ich bin 1976 geboren, wohne mit meiner Frau in Lahr/Kuhbach, treffe mich gerne mit Freunden in der Emmendinger Kletterhalle, mag Brettspiele und jegliche Nudelgerichte und hasse Fenchel, Anis und Wissensspiele. Ich sage immer „love my bike“ (und fahre so oft wie möglich auch in den Europa-Park), lese und sehe gern Krimis und bin auch sonst gerne unterwegs.

WIE LANGE ARBEITEST DU SCHON IM EUROPA-PARK UND WAS SIND DORT DEINE AUFGABEN?

Corona und ich hatten unseren gemeinsamen Start im Europa-Park. Der 1. März 2020 war mein erster Arbeitstag. Am 14. März konnte ich noch eine Taufe feiern und dann kam der Lockdown. Der Europa-Park durfte in diesem Monat nicht einmal aus der Off-Season erwachen. So war mein Start vollkommen anders als gedacht. Über zwei Dinge bin ich in diesem Zusammenhang sehr froh: zum Einen über meinen erfahrenen, katholischen Kollegen Andreas Wilhelm, der seit 2005 im Park arbeitet und mich trotz Corona so gut es geht in das „Geschäft“ eingeführt hat. Zum Anderen über meine Freude an der Arbeit, die mich immer zu der Frage treibt: „Was könnte man noch machen? Was ist möglich?“ So habe ich die Zeit genutzt, um den Instagram-Kanal der Kirche im Europa-Park aufzubauen, das Schneiden von Filmen zu lernen, gesellige Angebote per Videokonferenz zu kreieren, YouTube-Andachten zu drehen und Online-Seelsorge anzubieten. 

Leider hängt die Coronazeit mir immernoch nach – es gibt diverse größere Veranstaltungen – dazu gehören auch die drei großen öffentlichen Gottesdienste im Jahr – die bisher noch kein einziges Mal stattfinden konnten, obwohl ich nun schon über zwei Jahre hier bin. Ich hoffe, dass sich das zu Erntedank ändern wird und der Gottesdienst stattfinden kann.

WAS SIND DEINE AKTUELLEN AUFGABEN IM PARK UND WIE SIEHT EIN NORMALER ARBEITSALLTAG BEI DIR AUS?

Einen wirklich normalen, regelmäßigen Arbeitsalltag gibt es bei mir tatsächlich nicht – aber das ist es auch, was ich an diesem Job so liebe. Kein Tag ist wie der Andere und ich muss vor allem aufpassen, dass ich meine Tage nicht ZU voll stopfe, denn ich neige dazu zu viele Ideen und Termine in zu wenig Zeit zu „pferchen“ – einfach weil ich das was ich mache, sehr mag.

Eine Konstante in meiner Arbeit ist der Computer. Manchmal verbringe ich einen ganzen Tag nur in Gesellschaft von diesem Gerät: Dinge vorbereiten, Konzepte schreiben, Gottesdienste entwerfen, Emails beantworten, Termine koordinieren. Ohne meinen Computer und das Internet wäre ich aufgeschmissen. 

Meine ganz praktische Arbeit im Park lässt sich in folgende Bereiche einteilen:

Taufen und Trauungen

Der Europa-Park hat drei kirchliche Orte, die sehr gerne für Taufen, Trauungen, Segensfeiern oder Ehejubiläen genutzt werden. Das sind die Jakobuskapelle im Hotel Santa Isabel, die Norwegische Stabkirche mitten im Europa-Park und die Böcklins-Kapelle, die etwas versteckt im Themenbereich Holland bei den Mini-Scootern zu finden ist. Die Böcklins-Kapelle stand dort übrigens schon VOR dem Europa-Park und war früher die Schlosskapelle zu Schloss Balthasar.

Am Ende diesen Jahres werde ich nach aktuellem Stand 20 Taufen, 5 Hochzeiten, 1 Segensfeier und 1 Goldene Hochzeit begleitet haben. Vermutlich werden etwa 3-4 Feiern noch recht spontan dazu kommen.

Besuche von Gruppen

Die Kirche im Europa-Park mit ihren zwei Hauptamtlichen ist etwas Besonderes. Deshalb haben wir auch immer wieder Anfragen von ganz verschiedenen Gruppen, ob wir eine Begegnung ermöglichen können bei der wir etwas über unsere Arbeit erzählen und gemeinsam Andacht feiern können. Das geht von Konfirmand:innengruppen über Schüler:innen bis hin zu Seniorenkreisen oder Betriebsausflügen. Jede Gruppe ist anders und so bereiten wir uns auch auf jede Gruppe individuell vor. Je nachdem wer kommt und wie viele Menschen in der Gruppe sind, ermöglichen wir die Begegnung mit uns beiden oder nur Einer/m von uns.

Angebote für Gäste

Ich habe große Freude daran, mir Dinge auszudenken, mit denen wir als Kirche die Gäste des Europa-Park überraschen können. Wir hatten jetzt beispielsweise schon zweimal über mehrere Wochen ein Mini-Escapespiel, das den Gästen viel Freude bereitet hat. Als Wikinger verkleidet haben wir Menschen in der Norwegischen Stabkirche eingeladen, einige kleine Quizfragen rund um die Kirche zu beantworten. Mit der Lösung konnte ein Code errechnet werden mit dem die Schatzkiste der Wikinger zu öffnen war. Natürlich gab es nach erfolgreicher Öffnung für jeden Gast ein „Goldstück“. An Weihnachten und Ostern haben wir die Gäste mit einer Geschichte beschenkt. 

Besonders die Angebote für Gäste sind nur möglich durch den zusätzlichen Einsatz von Ehrenamtlichen. Ich bin dem Europa-Park bzw. der Familie Mack sehr dankbar, dass der Einsatz von Ehrenamtlichen an dieser Stelle unterstützt wird und die Ehrenamtlichen am Tag ihres Einsatzes eingeladen sind, auch ihre einsatzfreien Stunden im Europa-Park zu verbringen.

Social Media

Ich schätze die Social-Media-Community sehr. Hier sind schon ganz viele Kontakte entstanden aus denen zum Teil Face-to-Face treffen wurden. Andere Kontakte blieben digital – sind aber mindestens genauso wertvoll. Menschen halten nach einem Treffen, einer Hochzeit oder Taufe über den Instagram-Kanal Kontakt zu uns und Interessierte erfahren, was so läuft. Leider reicht meine Zeit nicht für ein richtig „professionelles“ Betreiben des Accounts und wir schaffen es auch nur Instagram und ein bisschen YouTube zu bedienen. Da hätte ich sehr gerne Zeit für mehr. Aber ich glaube, unserer Follower mögen uns auch so :).

Vergangenes Jahr hatte ich mit einer hochmotivierten Gruppe Ehrenamtlicher einen Riesenspaß dabei, ein Online-Escape-Spiel zu entwerfen und umzusetzen, das nur über YouTube-Videos funktioniert. Das war ein riesiger Spaß. Aktuell sind wir dabei, einen zweiten Teil zu planen.

Angebote für Mitarbeitende

Das Wohl der Mitarbeitenden des Europa-Park liegt mir und uns sehr am Herzen. Wir stehen immer gerne für Gespräche zur Verfügung und versuchen gemeinsam Lösungen für Fragen und Probleme zu finden. Durch unsere gute Vernetzung in Diakonie und Caritas gelingt es dabei immer wieder auch externe Hilfen zu vermitteln..

Aber nicht nur bei Problemen wollen wir Mitarbeitenden zur Seite stehen. Vor meiner Zeit gab es regelmäßig Andachten für Mitarbeitende, Gottesdienste von und mit den Künstler:innen, gemeinschaftsstiftende Aktionen. Die Dinge fielen leider alle Corona zum Opfer und sind bisher nicht wieder neu gewachsen. Im September geht mein Kollege Andreas in Ruhestand und ein neuer katholischer Kollege, Thomas Schneeberger, wird seinen Dienst antreten. Mit ihm möchte ich gerne die Angebote und Kontakte zu den Mitarbeiter:innen des Parks intensivieren. Darauf freue ich mich sehr.

Veranstaltungen und Kooperationen

Veranstaltungen waren seit meinem Dienstbeginn leider nur eingeschränkt möglich und ich freue mich sehr darauf, was noch kommen wird. Vor Covid hat die Kirche im Europa-Park immer wieder Ausstellungen und Vorträge organisiert, die Sternsinger waren mit einer großen Zahl Kinder zu Gast, ebenso gab es einen Nikolausworkshop. Die „Muschel in Europa“ ist vermutlich auch man einer/m ein Begriff.

Ich bin gespannt, was sich in diesem Bereich mit dem Beginn meines neuen Kollegen alles entwickeln wird.

Kreativzeit

Eine meiner Leidenschaften gilt dem gemeinsamen kreativen Denken. Ich sitze gerne mit Menschen zusammen und spinne neue Ideen oder arbeite eine bestehende Idee aus. Wenn das Ganze dann zu einem Ergebnis führt, bin ich glücklich. Ich freue mich immer über Menschen, die Spaß daran haben Neues zu entwickeln und zu prüfen, wie Kirche in der modernen Freizeitparkwelt eine Kirche sein kann, die von Menschen wahrgenommen und als sinnstiftend erlebt wird. 

Wer Lust hat mit mir und uns kreativ zu werden, Ideen hat oder einfach mal dabei zu sein, darf sich sehr gerne bei mir melden – je mehr Menschen an Kirche im Europa-Park mitwirken, desto vielfältiger wird sie. Wir freuen uns.

WAS HAST DU VOR DEINER TÄTIGKEIT IM EUROPA-PARK GEMACHT?

Bevor ich in den Europa-Park kam, habe ich als Diakonin in der Gemeinde in Lahr und danach auf Kirchenbezirksebene gearbeitet. Meine Aufgaben bestanden vor allem in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: Konfirmandenarbeit, Jugendgottesdienste, Theaterprojekte, Erlebnispädagogische Projekte, Schulungen für Jugendmitarbeiter:innen, Organisation von mehrwöchigen Jugend- und Kinderfreizeiten – es war definitiv NIE langweilig. Über diese Arbeit habe ich auch meinen Vorgänger, Martin Lampeitl kennen gelernt, der mich mit viel Geduld überzeugt hat, mich als seine Nachfolgerin zu bewerben. Ich dachte zuerst, ich bin bestimmt die Falsche an dieser Stelle… heute bin ich ihm dankbar, dass er nicht aufgegeben hat. Ich fühle mich sehr wohl hier,

WAS MACHT FÜR DICH DIE ARBEIT IM EUROPA-PARK SO BESONDERS?

Mit der Schaffung von „Kirche im Europa-Park“ ist etwas einzigartiges gelungen: Eine Kooperation zwischen evangelischer und katholischer Kirche und einem Freizeitpark. Eine solche Konstellation gibt es sonst nirgends. Die Kirchen stellen die Gehälter und der Europa-Park stellt die Möglichkeiten. Ich finde es großartig, an einer Stelle arbeiten zu können an der ich als Kirche direkt dort sein kann wo die Menschen sind. Sonst wartet Kirche oft darauf, dass die Menschen kommen. Hier ist es anders herum und ich glaube, das ist die Zukunft der Kirche.

KANNST DU DICH AN EIN BESONDERS SCHÖNES ERLEBNIS MIT EINEM GAST ERINNERN?

Oh ja! Ich habe zwar wirklich viele schöne Begegnungen, und allein die Liebesgeschichten, die mir in Traugesprächen erzählt werden sind sehr berührend, aber zwei wirklich ganz anders einzigartige Begegnungen möchte ich erzählen:

Ich stand Wikingerin verkleidet in der Stabkirche und tat mit einigen Ehrenamtlichen Dienst. Da kam ein französisches Pärchen in die Kirche. Wir kamen ins Gespräch und die beiden waren ganz fasziniert davon, dass dies eine ECHTE Kirche ist und nicht nur Kulisse. Sie erzählten, dass sie im Europa-Park seien, um heute ihren 15. Hochzeitstag zu feiern und fragten nach einem spontanen Segen zum Hochzeitstag. Den haben sie natürlich bekommen – im Wikinger-Kostüm und in gebrochenem Französisch. Die beiden waren selig – und ich auch.

Arbeiten im Freizeitpark mit Andrea: Diakonin im Europa-Park

Das zweite Erlebnis hat seine Wurzeln auf Instagram. (Grüße gehen an dieser Stelle raus an @freizeitpark_Chris und @coaster_jessy). Freunde von Chris baten mich über Instagram, zu einem bestimmten Zeitpunkt die Musik in der Norwegischen Stabkirche durch „ihr“ Lied auszuwechseln, damit er seiner Freundin einen Heiratsantrag machen kann. Das hab ich selbstverständlich gerne gemacht – und sie hat zum Glück auch „ja“ gesagt. Was für ein Moment! Und zwei wundervolle Menschen mit denen ich auf Instagram immernoch sehr verbunden bin und die ich im Park immer wieder treffe. 

WAS KANNST DU GÄSTEN EMPFEHLEN, DIE FÜR EINEN KURZEN MOMENT DEN TRUBEL IM PARK ENTFLIEGEN MÖCHTEN?

Viele Gäste finden Ruhe und Zeit für eine kurze Atempause in der Norwegischen Stabkirche. Die Menschenströme ziehen draußen vorbei, aber nur wenige „schwemmt“ es in dir Kirche – und es sind eigentlich immer ein paar freie Stühle zu finden. Wem das nicht reicht, dem/der empfehle ich den wohl einzigen Ort im Europa-Park, der keine eigene Musik hat: die Böcklinskapelle. Sie vermittelt das Gefühl, dem Trubel tatsächlich kurz entflohen zu sein und erlaubt es, der luxemburgischen Madonna (die Karndinal Hollerich im Jahr 2020 an Familie Mack übergeben hat) einen kleinen Besuch abzustatten. Es lohnt sich.

UND ZU GUTER LETZT: WAS IST DEINE LIEBLINGSATTRAKTION IM EUROPA-PARK? 🙂

Wer mich kennt weiß, dass ich zu den Achterbahn-Memmen zähle. Aber ich arbeite intensiv an der Suche nach mehr Mut und wer weiß, vielleicht sage ich ja irgendwann etwas anderes :D. Ich habe drei Bahnen, die ich im Europa-Park besonders liebe. An erster Stelle steht das Voletarium – dieses Gefühl zu fliegen und die unglaublich schönen Landschaften sind einfach traumhaft. An zweiter Stelle stehen sowohl die Piraten in Batavia wegen des einzigartigen Storytellings und Eurosat – CanCan Coaster, weil er genau das Niveau an Fahrgefühl bietet, das ich völlig ohne Angst genießen kann.

Arbeiten im Freizeitpark mit Andrea: Diakonin im Europa-Park

Wenn ihr mehr über Andrea bzw. der Kirche im Europa-Park erfahren möchtet, schaut gerne mal hier vorbei:

Instagram: @kirche_im_europa_park

Website: Kirche im Europa-Park

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