Achterbahnen und Mode? Das geht?
Achterbahnen als Kleidung, wie soll sowas denn gehen? Ja, das dachte ich mir auch am Anfang. Bevor ich euch aber erzähle, wie es überhaupt dazu kam, würde ich mich gerne vorstellen, da ihr mich vielleicht noch gar nicht kennt.
Ich heiße Alexa(ndra) und seit meiner Geburt in 1997 bin ich jedes Jahr immer im Europa-Park gewesen. Die Liebe zu Achterbahnen habe ich von meinem Papa angeeignet bekommen. Schon früh liebte ich es Achterbahnen zu fahren und hab jedes Jahr drauf bestanden 2 Tage Sommerurlaub in Rust zu machen. Jahrelang verfolge ich die Geschichte und das Wachstum des Europa-Parks mit großer Freude und Interesse. Ein weiteres Hobby von mir war Ballett. Schon als kleines Kind fing ich an zu tanzen und liebte es, obwohl ich sehr ungern im Mittelpunkt stand. Die Tututs und Kostüme vom Ballett haben mich immer sofort begeistert und früh habe ich meiner Mama zugeschaut, wie sie mir Kostüme für Fasching genäht hat. Natürlich durfte ich immer mitentscheiden, wie diese Kostüme aussehen sollten. Irgendwann im Gymnasium habe ich dann die Welt der Animes und Mangas kennengelernt und war in der Kpop Szene drin, wo ich dann auch das Cosplay für mich entdeckt habe. Erstmals habe ich meine Kostüme gekauft aber die Qualität hat mich nie wirklich überzeugt gehabt. Auch gab es für die Charaktere, die ich cosplayen wollte, selten schöne und preiswerte Kostüme, und daher habe ich dann angefangen diese einfach selber zu nähen. Leider hatte ich damals noch keine Ahnung vom Nähen oder wie man richtige Schnittmuster erstellt und daher sahen die ersten Entwürfe etwas hilflos aus. Nachdem ich gemerkt habe, dass Musik nicht das ist, was ich in meiner Zukunft sehe, habe ich entschlossen nach Jahre langem Mobbing meine Schule zu wechseln. Ich habe mich gezielt für eine Privatschule entschlossen, die Modedesign anbietet und ab hier war mir klar: ich möchte Kostüme machen! 2019 habe ich dann hier meinen Abschluss als staatlich geprüfte Designerin in Mode gemacht.
Und wie kam es denn jetzt zu dem Projekt “Fashion & Coasters”? Im Sommer in 2020 habe ich das Phantasialand besucht und dort die liebe Susi (@myrollercoasterdream) kennenlernen dürfen. Mit ihr habe ich mich direkt super verstanden und wir haben viel gequatscht während unsere Männer Talocan gefahren sind. Wir haben uns dann über Instagram über meine Ausbildung und vielem mehr unterhalten und irgendwann kamen wir auf das Thema Mode, in dem Susi auch sehr aktiv ist. Irgendwann kamen wir auf die Idee, warum machen wir nicht ein Projekt zusammen, wo wir unsere Hobbys verbinden? Natürlich war ich sofort bereit und habe es auch als Chance gesehen vielleicht bald auch in einem Freizeitpark arbeiten zu können. Im Herbst 2020 haben wir uns dann im Europa-Park wieder getroffen und die ersten Maße hierfür genommen. Schnell kamen die ersten Probeteile per Post zu ihr, da wegen dem Lockdown leider kein persönliches Treffen möglich war.
Alles lief nach Plan und auch die Community war mit integriert. Viele Ideen und Anregungen flossen nur über meine Instagram DMs und ich habe sehr schnell gemerkt, dass die Idee viele begeistert.
Als Erstes war die Planung, welche Outfits denn wie aussehen sollen und welche Bahnen überhaupt die ersten sein dürfen. Moodboards und Zeichnungen waren schnell gemacht und auch die Ideen der Community waren integriert. Mehrmals habe ich auch Zeichnungen geändert, da sehr viele sehr gute Einfälle hatten, wie denn die Bahnen dargestellt werden sollen. Die Zeichnungen, die ich gemacht habe waren: Blue Fire, Voletarium, Silver Star, Can Can Coaster, Wodan, Arthur, Poseidon und sogar aus dem Phantasialand F.L.Y. Bei einem kurzen Stream kam auch eine Zeichnung für Snorri Touren dazu. Nun ja, welches wird denn nun ein Outfit (oder auch mehrere) bekommen? Hierbei durfte auch die Community abstimmen und schnell waren sich viele einig: Silver Star und Arthur sollen die Ersten sein!
Jetzt ging es erst richtig los. Schnitte, Probeteile und die passenden Stoffe wurden gemacht und rausgesucht. Ich habe sehr viele verschiedene Läden und Shops durchstöbert um die passenden Stoffe für jedes Outfit zu finden. Einige hatte ich auch noch Zuhause in meiner Sammlung. Mein Geheimtipp für außergewöhnliche Stoffe ist definitiv Etsy. Hier habe ich zum Beispiel die zwei Hauptstoffe für Arthur gekauft. Genauso wie die wunderschönen Stoffe der neuen Kleider der Phase 2. Hinter jedem Stoff stecken natürlich auch sehr viel Details und Gedanken die ich euch gleich auch noch genauer erklären werde. Sobald die Stoffauswahl und die Lieferung abgeschlossen war konnte ich mit dem Zuschneiden und groben Vorbereiten der Sachen anfange. Es gibt viele Arten, wie Schneider arbeiten bezüglich der Organisation und Vorbereitung. Mir fällt es leichter mehrere Dinge gleichzeitig anzufangen und dann eins nach dem anderen fertig zu machen. Hierbei muss man natürlich aufpassen, dass man alles fest im Blick hat und genau darauf achtet Details und Infos aufzuschreiben sonst wird man irgendwann nicht mehr wissen, wo man bei dem ein oder anderen Teil gerade ist.
Dann ging es auch direkt zum Nähen. Ich finde es jedes Mal aufs Neue toll zu sehen, wie sich die einzelnen Teile aus Gedanken und Zeichnungen so langsam zu anziehbaren Stücken entwickeln. Das liebe ich an dem Handwerk der Schneiderei. Nachdem nun alle Teile fertig waren kamen sie direkt noch einmal zur Anprobe zu meinen Freundinnen. Gerne verziehen sich die Stoffe und benehmen sich anders als den Stoff, den man für die Probeteile benutzt hat. Um dann genau zu gehen, dass auch alles passt bis zum Shooting wird eben noch mal ein Fitting gemacht. Zum Glück hat alles super gepasst und wenn – dann war es etwas zu groß -was man aber beim letzten Touch dann auch beheben konnte
Und dann geht es auch direkt zum Shooting. Hierfür haben wir uns eine Nacht im Europa-Park Hotel Hotel El Andaluz eingebucht um einen Ort zu haben, in dem man sich in Ruhe fertig machen und umziehen konnte. Für das Make-Up haben wir natürlich aus der Community jemand gefunden. Die liebe Astrid hat die Models und mich super mit Schminke und Haarutensilien versorgt und passend zu den Outfits aufgehübscht. Als Fotograf haben wir den Bryan gefragt, der da mit vollem Elan wunderschöne Bilder gezaubert hat. Meine Models, Susi und Amanda, haben einen tollen Job gemacht und konnten die Kleidungsstücke wunderbar präsentieren. Mein Freund und Silas haben starke Nerven gehabt und uns den ganzen Abend begleitet und unterhalten. Hier Mal ein ganz ganz großes Dankeschön an euch Alle!
So, jetzt wollt ihr bestimmt wissen, wie die Outfits denn nun zu Stande kamen. Ich habe eine Woche vor dem Shooting noch einen Motivationsschub bekommen und ein 3. Outfit gezaubert! Wodan, meine Lieblingsbahn, hat kurzfristig dann doch noch ein Outfit zum Shooten bekommen. Eigentlich wollte ich nur 2 Bahnen in Phase 1 machen, aber ich konnte natürlich meinem Liebling nicht erst als zweites machen. Also dann fangen wir mal auch gleich an:
Wodan
Wodan, auch Odin genannt ist ja der Hauptgott der nordischen Mythologie. Bestimmt kennt ihr alle diese gigantische Holzachterbahn. Zu überhören ist die definitiv nicht. Wo habe ich mich denn nun inspirieren lassen? Farblich wollte ich es natürlich an die Bahn selber anpassen. Braun, die Farbe des Holzes, wurde die Hauptfarbe dieses Outfits. Rot durch die bequemen Sitze wurde als Akzentfarbe genutzt. Die Farbauswahl ging hier sehr schnell. Und was ist denn nun das Besondere an dem Schnitt der Kleidung? Warum sieht das Outfit denn nun genau so aus, wie es aussieht? Das ist auch ganz einfach zu erklären.
Das Outfit besteht aus 3 Teilen: Eine Bluse, ein Pullunder und ein Rock. Warum ein Rock und nicht eine Hose oder ein Kleid? Im 15. & 16. Jahrhundert war die nordische Mythologie sehr verbreitet. Diese Zeit war sehr geprägt von Kleidern für die Frau. Doch ich fand ein Kleid – was bodenlang ist – etwas unpraktisch für die wilde Fahrt auf Wodan und die Outfits sollten ja tragbar für die dargestellte Bahn sein. Deswegen wurde es ein knielanger Rock. Eine Bluse soll für das edle der ganzen Thematik sein. Wer denkt bei Göttern auch nicht an edle Krieger? Ein Pullunder sollte dafür gut sein, dass das rot der Bluse wirklich nur eine Akzentfarbe ist. Hier hätte ich auch ein Kleid machen können und nicht zwei einzelne Teile aber wie oben schon gesagt, finde ich ein Kleid unpraktisch.
Die Bluse: Die lose Bluse ohne Abnäher ist etwa hüftlang und hat in der vorderen Mitte eine Knopfleiste mit goldenen Druckknöpfen. Sie hat mehrfach gepuffte Ärmel, die bis zur Mitte der Handfläche gehen. Ein Bindekragen ist eine edle Art eine Bluse zu verschließen.
Der Pullunder: Ein schlichter, lose fallender Pullunder ohne Ärmel und Verschluss. Keine großen Besonderheiten. Er ist etwa hüftlang.
Der Rock: Knielanger Rock mit einem Reisverschluss an der hinteren Mitte. Am Saum (untere Kante des Rocks) ist noch Kunstfell eines kaspischen Wolfes genäht. Geri und Freki, die Wölfe Odins, senden die Gäste am Ende des Lifthills in die Tiefe. Diese wurden durch das Kunstfell in das Outfit eingebunden.
Das Shooting war toll! Wir konnten direkt vor dem Tor des Eingangs zur Bahn shooten. Auch auf der Plattform des Leuchtturms in Island haben wir einige Bilder mit der fahrenden Bahn im Hintergrund gemacht. Detailaufnahmen durften hier definitiv auch nicht fehlen. Hierfür haben wir direkt vor dem Eingang eine Stelle gefunden, die uns farblich besonders gut gefallen hat.
Arthur
Der Inverted Powered Coaster mit der Thematisierung der Filme “Arthur und die Minimoys” hat ganz viel Freiheit für Inspiration gelassen. Eine magische Welt mit ganz viel Farbe. Hier konnte ich nur so in Regenbogen und Schmetterlingen bei meiner Stoffauswahl baden. Ich wollte verspielte und farbenfrohe Outfits erschaffen und hier wurden es sogar gleich zwei. Im Nachhinein habe ich dann durch das viele Feedback gemerkt, dass ich total die Farben der Bahn außen vorgelassen habe. Grün wäre ein wichtiger Teil gewesen, den ich leider gar nicht beachtet habe und auch bei dem Ideensammeln über die Community so gut wie gar nicht vorkam. Ich finde die Outfits sind trotzdem märchenhaft geworden und meine Models sahen wundervoll aus!
Die Outfits haben jeweils zwei Teile bekommen: Je ein Oberteil, ein Rock und ein Hosenrock. Die Hauptstoffe der Outfits waren eher dezent in Weiß und Türkis. Das spannendste sind natürlich die regenbogenfarbigen Stoffe. Sind sie nicht ein Traum? Als Kopfbedeckung habe ich noch kurz vor Shooting Blumenkränze gemacht.
Outfit 1
Das Oberteil: Taillenlanges, figurbetonendes Oberteil in türkis ohne Ärmel und Verschluss in der hinteren Mitte. An den Armlöchern und Kragen kamen weiße geraffte Rüschen.
Der Rock: Knielanger Tellerrock mit weißem Unterrock und einem Verschluss in der hinteren Mitte. Taillenband in weiß mit Möglichkeit einer Schleifenbindung. Der Überrock aus Tüll hat 3 Schichten um die Farben besser dar zu stellen. Dieser Rock ist ein Communityliebling und ich habe schon viele Anfragen bekommen, ob ich diese nicht zum Kauf zu Verfügung stellen möchte. Keine Sorge, ich habe es nicht vergessen! Ihr werde die Möglichkeit für diesen Rock noch bekommen!
Outfit 2
Das Oberteil: Wieder ein Taillenlanges, mit Prinzessnähten figurbetonendes Oberteil mit Volant Ärmeln und zwei verschieden langen Schichten. Der Stoff der Ärmel ist einer meiner absoluten Favoriten.
Der Hosenrock: Der Hosenrock geht bis Mitte Oberschenkel und hat in der hinteren Mitte einen Verschluss mit einer zusätzlichen Bindung für eine Schleife. Rundum wurde außerdem Tüll gerafft und auf die oberste Schicht des Hosenrocks als Akzent genäht.
Die Shooting Location war natürlich auch wieder bei der hier zu passenden Achterbahn. Vor der Halle von Arthur konnten wir vor dem geschlossenen Tor einige tolle Bilder machen. Auch vor den Schienen haben wir ein paar Bilder von den Details der Outfits gemacht. Die Dekoration des Bereiches war perfekt für traumhafte und verzaubernde Bilder. Hier merkten wir dank dem Wasser schon, dass die Schnaken uns noch weiter begleiten werden.
Silver Star
Meine meiste Zeit habe ich in diese drei Outfits gesteckt. Viele verzweifelte Stunden habe ich vor meiner Nähmaschine für diese Teile verbracht. Man denkt am Anfang vielleicht, dass das nicht so viel Arbeit ist aber die ganzen Details rauben einem Zeit und Nerven. Ich habe diese Teile gehasst und am Ende doch sehr geliebt.
Rennfahren ist hier das Hauptthema. Und was gehört denn nicht besser dazu als Lack und Leder. Na gut, in meinem Fall wohl nur Leder (Kunstleder natürlich). Rockig und wild sollte diese Outfits werden um den Giganten alle Ehre zu machen. Die Zielflagge durfte natürlich auch nicht fehlen und wurde in jedem Outfit gleich eingebaut.
Outfit 1
Das Oberteil: Ein Kurz geschnittenes Oberteil mit Reisverschluss und einer Schnürung. Die Volant Ärmel aus Chiffon mit Seiden-Saumband. Schlicht und trotzdem sexy.
Der Rock: Knielanger Rock mit Falten am Saum. Verschluss an der hinteren Mitte und einem Streifen Zielflagge an jeder Seite. Hier sind die Quadrate der Flagge etwas 4 x 4cm.
Outfit 2
Das Oberteil: Hier habe ich von Coasterfashion ein T-Shirt mit der Aufschrift “My best time is airtime” benutzt. Leider hat es zeitlich nicht für eine Kooperation gereicht und deswegen habe ich hierfür das privat schon gekaufte Shirt genommen.
Die Hose: Eine Lose Hose mit Gummizugbund. An den Seiten wieder die passende Zielflagge. Viele von euch haben hier auch das Besondere der Hose entdeckt! Die Nieten, die auf den Hosenbeinen sind zeigen das Layout der Bahn. Falls ihr dies noch nicht entdeckt habt, schaut auf dem Detailbild mal genauer hin 🙂
Outfit 3
Das Kleid: Das Kleid geht bis Mitte Oberschenkel und ist hauteng. Unten hat es eine Schicht Chiffon von den Ärmeln von Outfit 1 eingearbeitet. Seitlich sind die Streifen der Zielflagge. Die Träger des Kleides sind mit Druckknöpfen befestigt und der Verschluss ist eine Schnürung, wie bei Outfit 1.
Die Jacke: Eine Taillenlange Lederjacke mit einem Kragen und eingesetzten Teilen in Silber. Die Ärmel sind schmal und haben die Zielflagge eingearbeitet. Hier sind die Quadrate ca. 2 x 2cm. Der Verschluss ist mit Druckknöpfen. Auf dem Rücken steht der Schriftzug “Ride on”, was der Name des Liedes zur Bahn ist. Ride on Silver Star.
Dieses Shooting wird uns allen im Gedächtnis bleiben. Ich hatte in meinem Leben noch nie so viele Mückenstiche wie hier. Auch ein Rennen gegen die Zeit hatten wir hier, da es schon relativ dunkel war und wir für die Bilder noch Licht gebraucht haben. Der Park hatte schon geschlossen und wir wollten auf dem leeren Parkplatz Bilder machen. Da dauert es natürlich etwas, bis alle Autos weg waren. Zum Glück haben wir einen passenden Spott gefunden.
Ich bin sehr stolz auf die Outfits und es war toll, so ein Projekt mit vielen tollen Menschen zu machen. Natürlich arbeite ich schon an Phase 2 und hier könnt ihr euch auf Eleganz und Harmonie freuen. Hier kann ich euch schon 2 der 3 Bahnen verraten. Und zwar wird es 3 Outfits für Eurosat geben und 2 für Blue Fire. Auch ein kleines Sneak Peak von den ersten Teilen kann ich euch hier reinschmeißen. Wie sonst auch werden alle weiteren Details und Infos auf meinem Instagram (@achterbahnalexa) zu sehen sein.
Das war nun mein aller erster Blogbeitrag. Ich hoffe, ich habe euch hier etwas mehr erzählen können und wenn ihr wollt, mache ich nach Phase 2 gerne noch mal einen Beitrag.
Vielen Dank fürs Lesen und bis hoffentlich bald!
Bildquellen: Alexa, Bryan (epinsider)