Die Europa-Park Fans unter euch wissen vielleicht, dass das Hotel Bell Rock bereits seit zwölf Jahren das weltweit einzige 2-Sterne-Restaurant beherbergt, das an einen Freizeitpark angegliedert ist. Im Fuß des Leuchtturms gelegen, bietet das „Ammolite – The Lighthouse Restaurant“ einen kulinarischen Genuss der ganz besonderen Art. Ich war vor ein paar Wochen nach langer Zeit mal wieder zu Gast und nehme euch nun mit auf eine geschmacksexplosive Reise „Around the World“.
Neben dem gleichnamigen Acht-Gänge-Menü bietet das Restaurant auch ein vegetarisches Menü, das den passenden Titel „Green Forest“ trägt. Die Hauptkomponenten des jeweiligen Gangs könnt ihr in der Karte nachlesen. Nach á la carte-Gerichten sucht ihr hier jedoch vergebens. Allerdings gibt es die Möglichkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder -abneigungen anzugeben, zudem können auch Gänge komplett gestrichen werden. So habt ihr trotz allem die Möglichkeit, das Menü auf eure Bedürfnisse anzupassen. Bei den Getränken habt ihr die Wahl aus erlesenen alkoholischen Tropfen sowie alkoholfreien Alternativen, oder ihr entscheidet euch für die perfekt abgestimmte Begleitung des neuen Sommeliers. Auch bei Fragen und Empfehlungen solltet ihr euch nicht scheuen, ihn anzusprechen.
Vor dem eigentlichen ersten Gang werden wir mit einem Gruß aus der Küche willkommen geheißen. Dabei werden uns drei kleine Köstlichkeiten auf einer Platte serviert, sowie ein Taco und eine filigrane „Zigarre“, die auf einem eleganten Sockel präsentiert werden. Hierbei begeistert uns vor allem das Tatar in einer knusprigen Hülle.
Begleitend zum Menü wird uns frisch gebackenes Sauerteigbrot gereicht, das mit zwei hausgemachten Buttern serviert wird. Dazu wird ein kleines Schälchen gereicht, in dem Kresse auf einem Pumpernickel-Grund gesät wurde. Mithilfe einer filigranen Schere kann man sich so je nach Belieben die Kresse frisch abschneiden.
Beim ersten Gang des Menüs erwartet uns eine Kombination aus rotem Gamberoni (Garnele), Jalapeño und Gurke. Die Gurke wird dabei auf zweierlei Art serviert: einmal als Schaum sowie als dünnes Gelee. Etwas Crunchiges gab es auch dazu, vor lauter Genießen ist uns die genaue Zutat jedoch entfallen. Insgesamt direkt ein Gang, der sich auch nach Ende des Menüs weiterhin in unseren Top 3 befindet. Wer die Weinbegleitung wählt, beginnt seine Reise hier mit einem Riesling aus dem Eden Valley, Australien.
In Gang zwei wird uns Saibling auf einer Gersten-Suppe serviert. Hierbei ist die Hauptkomponente des Schaums Speck. Der Gang wird von einem Cuvée aus Kanada begleitet.
Auch der nächste Gang wird wieder fischig. Die Hauptkomponenten sind hier bretonische Rotbarbe, Gänseleber und Zitrone. Auch wenn die Zubereitung von jedem Gang erläutert wird, bin ich zu diesem Zeitpunkt bereits so im Schlemmen, dass ich diese nicht mehr rekapitulieren kann. Der passende Wein kommt diesmal aus dem benachbarten Frankreich, ein Demi-Sec aus der Loire.
Bereits im vierten Gang angekommen, wird uns ein Tauben-Stubenküken als Terrine serviert. Dies wird von wildem Brokkoli sowie tasmanischem Pfeffer in der Soße begleitet. Dieser Gang gehört persönlich nicht zu meinen Favoriten. Dazu gibt es diesmal einen barriquegereiften Rotwein aus Griechenland.
In Gang fünf wird das schokoladig gewürzte Reh an einer Sauce rouennaise serviert, dazu gibt es Aprikosenchutney und Pumpernickel. Hierzu reicht der Sommelier erneut einen barriquegereiften Rotwein, der diesmal jedoch aus Spanien kommt.
Nach den Hauptgängen erwartet uns eine Käseauswahl, die von einem Früchtebrot und Fruchtsenf begleitet wird. Hier gibt es viererlei Käse, von denen der Brie bei uns sehr gut ankommt, während der Ziegenkäse nur die Kenner überzeugt. Der passende Wein kommt aus Ungarn und ist ein Demi-Sec.
Zum Neutralisieren und zur Vorbereitung auf den Nachttisch werden die Komponenten Shiso und Blaubeere kombiniert. Das Ergebnis ist ein erfrischendes Sorbet, wobei auch hier wieder ein Crunch begleitet, den wir danach nicht mehr zuordnen können. Der Wein ist aus dem benachbarten Österreich, wo die Trauben direkt am Königsberg wachsen.
Als krönender Abschluss wird uns ein Dessert aus den Komponenten weißer Pfirsich, Haselnuss und Baba Rum serviert. Hierbei sticht vor allem der reduzierte und getrocknete Fruchtsaft ins Auge, der als Bruch auf dem kulinarischen Kunstwerk dekoriert wird. Der letzte Wein hat eine traurige Geschichte. Das Weingut Frey aus der Pfalz, das sich auf edelsüße Weine spezialisiert hat, hat ihren Betrieb eingestellt. Weine, wie die gereichte Sauvignon Blanc Beerenauslese, wird es von diesem Weingut nicht mehr geben.
Wer nun gedacht hätte, dass nach dem achten Gang auch wirklich Schluss ist, hat sich geirrt. Zum Abschluss werden uns noch Petit Fours gereicht. Mit einem Cheesecake, einem Macaron, einer Malzpraline und einem Jelly-Röllchen geht unser kulinarischer Abend im Ammolite zu Ende.
PREIS
Für das Acht-Gänge-Menü zahlt man pro Person 235 €. Die Weinbegleitung kostet zusätzlich 150 €, bei der alkoholfreien Begleitung sind es 120 €.
FAZIT
Für Menschen wie meinen Mann und mich, die sich für solche Arrangements begeistern können, war es ein rundum gelungener Abend. Sowohl das Team rund um Restaurantleiterin Lisa-Marie Schmidt sowie die Fertigkeiten und die Expertise von Chefkoch Peter Hagen-Wiest und seiner Crew haben keine Wünsche offengelassen. Auch wenn uns die Gänge unterschiedlich überzeugt haben, war jeder davon ein Kunstwerk auf höchster Qualität. Die Weinauswahl hat dies mehr als stimmig begleitet und wir sind immer noch begeistert von dem Wissen, dass Sommelier Sascha Schmidt zu jedem einzelnen Wein abrufen kann und welches von ihm anschaulich erläutert wird. Da hat allein das Zuhören Spaß gemacht. Nach Kritik suche ich vergeblich. Hier kann ich lediglich sagen, dass die Weinbegleitung für uns das Thema „Arround the world“ etwas besser umsetzt, als die Zusammenstellung der Gänge. Hier hat uns Foodie-Laien etwas die klare Linie gefehlt.
Ich hoffe, ihr habt durch meinen Beitrag nun einen Eindruck, was euch bei einem Essen im Ammolite erwartet. Nicht jeder ist gewillt, solche Summen „nur“ für Essen auszugeben und manch einer mag einfach auch lieber bodenständigeres Essen ohne „Schnickschnack“. Jedoch kann ich den Personen, die sich für solche Konzepte begeistern lassen, dass Ammolite uneingeschränkt empfehlen.